Unterwegs beim marokkanischen Bio-Produzenten PBS

Regelmäßig gehen wir auf Prüfungsreisen zu den Menschen, die unser Obst und Gemüse anbauen. So auch mehrere Male im Jahr nach Marokko zum Bio-Produzenten Primeurs bio du Souss (PBS), mit dem BioTropic seit mehreren Jahren eng zusammenarbeitet. Zugegen waren Odile Bouron, Betriebsleiterin des französischen BioTropic-Büros, Mauro Finotti, unser Agraringenieur aus Italien sowie zwei weitere Kollegen.
 
  
 
Lahsen El Hjouji ist der Geschäftsführer von PBS und leitet das Unternehmen seit rund 20 Jahren. Der Bio-Pionier ist der mit Abstand größte Produzent von Bio-Gemüse im Land. Die drei Farmen von PBS sind insgesamt 130 Hektar groß und liegen etwa 40 Kilometer von der Hafenstadt Agadir entfernt. Bei PBS wächst hauptsächlich Gemüse, welches nach Europa exportiert wird: Buschbohnen, Chili, Hokkaido-Kürbisse, Landgurken, rote und gelbe Paprika sowie Zucchini. Auch Bio-Bananen sind dort zu finden. Diese sind allerdings nur für den heimischen Markt bestimmt.

Die vier BioTropic-Mitarbeiter waren kurz vor der Ernte da. Mit El Hjouji besprachen sie unter anderem Organisatorisches zur Saison. Wieviel soll geliefert werden? Wann? Aber auch: Wie sehen die Früchte aus? Der Boden? Agraringenieur Finotti ist der Spezialist dafür und nahm direkt ein Agrar-Audit vor. Dafür zupfte er hier und dort Blätter ab, nahm Muster vom Boden und von Früchten, um sie im Labor analysieren zu lassen.

Das Bio-Gemüse von PBS gedeiht geschützt in Gewächshäusern, ein kleinerer Teil auch auf Freiland. „Als wir da waren, wurde diese Freilandfläche gerade für die nächste Aussaat vorbereitet – Arbeiter haben Kompost auf den Boden verteilt, um diesen unterzumischen. Bio-Zucchini sollten angepflanzt werden. Wenn alles gut geht, sind die Früchte bereits im kommenden Januar erntereif“, weiß Odile Bouron.

Das für die Kultivierung benötigte Wasser stammt bei PBS überwiegend aus Brunnen sowie dem nahen Fluss Oued Souss. Das macht die Souss-Ebene im Vergleich zu anderen Landesteilen relativ fruchtbar. Bei PBS gehört modernes Wassermanagement zum Standard: mit Tröpfchenbewässerung wird dort Wasser in kleinen Mengen automatisiert an die Pflanzen abgegeben. Auf diese Weise wird nur so viel verbraucht wie zum Anbau der Pflanze nötig.

Während der Hochsaison, zwischen Oktober und Mai, arbeiten auf den PBS-Farmen und in der Packstation rund 450 Mitarbeiter. Die meisten kommen aus der umliegenden Region. So viele Menschen bedeuten auch viel Verantwortung. Die Farmen warten mit Schlaf- und Gemeinschaftsräumen auf, welche über moderne Sanitäreinrichtungen verfügen. Außerdem ist PBS seit 2013 BSCI-zertifiziert. Dieser Verhaltenskodex hat zum Ziel die Arbeits- und Sozialstandards im internationalen Handel zu vereinheitlichen und vor allem in Risikoländern zu verbessern. Die strengen Anforderungen der BSCI stützen sich auf internationale Übereinkommen wie die der Menschenrechtserklärung der UNO und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Kinderarbeit ist also verboten, dafür gibt es einen funktionierenden Arbeitsschutz und Mitarbeiter bekommen eine angemessene Entlohnung für ihre Arbeit. Keine Selbstverständlichkeiten in dem nordafrikanischen Land.

Eine Besonderheit ist die PBS-eigene Jungpflanzenaufzucht. Der Großteil der Gemüsepflanzen wird bei PBS selbst gezogen und nicht einfach zugekauft. Wie es so schön heißt: „So weiß man, was man hat.“ Während des BioTropic-Besuchs wurden dort Landgurken gepfropft. Das heißt eine Standard-Gurkenvarietät wurde mit einer alten Sorte veredelt, um daraus eine robustere Gurkenpflanze zu erzeugen.

Text: Visnja Malesic
Bilder: BioTropic GmbH
Stand: November 2016

Tags: PBS, Marokko, Odile Bouron, Mauro Finotti, Buschbohnen, Chili, Landgurken, Paprika, Zucchini

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