Züchtung erleben beim Gemüse-Biozüchter Sativa Rheinau

Mit eigenem Biosaatgut den Biolandbau unabhängiger machen und die Sortenvielfalt erhalten, das sind die Ziele der Sativa Rheinau AG, einem Schweizer Bio-Züchterunternehmen.



Das Thema ist dringend und warum das so ist, dazu muss man sich nur den aktuellen Markt der Pflanzen- und Saatgutzüchter anschauen. Da gibt es einige wenige Saatgutkonzerne, die jedoch den Großteil des kommerziellen Marktes kontrollieren und erpicht darauf sind, dass möglichst keine anderen Sorten verkauft werden außer ihren eigenen. Ein daraus resultierendes Problem ist die einseitige Ausrichtung auf wenige Standard- und Hochleistungssorten im Gemüse-Anbau, welche die Sortenvielfalt der Nutzpflanzen schwinden lässt. Doch die Artenvielfalt ist der Schlüssel, um neue Sorten zu entwickeln, welche auf die spezifischen Wetter- und Bodenbedingungen der jeweiligen Anbauregion abgestimmt sind.

Vor allem im Bio-Anbau braucht es robuste Pflanzen, die gleichzeitig gute Qualität und stabile Erträge liefern können und auf die Bedingungen des ökologischen Anbaus angepasst sind.

Jahrelang wurde das Thema im Bio-Landbau vernachlässigt, wurde mehr auf die Anbaubedingungen als auf die Herkunft des Saatguts geachtet. Doch die Bio-Saatgutzüchtung nimmt langsam an Fahrt auf. Immer mehr Saatgutsorten werden speziell für den Bio-Landbau entwickelt. Dabei findet Bio-Züchtung vor allem dort statt, wo auch ein Austausch mit der Umwelt stattfindet: Auf dem Bio-Acker.

Diesen Sommer hat der Bio-Züchter Sativa Rheinau zu einem Besuch eingeladen: Mit dabei waren die BioTropic Gesellschafter sowie Biozüchter von „Bingenheimer Saatgut“ und „saat:gut“. Die 13-köpfige Gruppe bekam Gelegenheit sich praktische Beispiele von Biozucht in der Schweiz und Italien anzuschauen. Von BioTropic dabei waren Geschäftsführer Andree Mols, der Betriebsleiter des Deutschlandbüros Sascha Suler, die Betriebsleiterin des italienischen Büros Doris Thewes sowie Agrar-Ingenieur Mauro Finotti.

Sativa Rheinau arbeitet mit verschiedenen Züchtern und Landwirten auf der ganzen Welt zusammen. Diese stellen Ackerflächen für die Forschung zur Verfügung und tauschen mit anderen praktischen Unterstützern Ergebnisse und Saatgut aus. So z.B. auch der Demeterbetrieb Fattoria di Vaira in Italien. Dort konnte die Besuchergruppe verschiedene Versuchsparzellen begutachten, auf denen Bio-Saatgut nach ökologischen Kriterien herangezüchtet wird. In diesem Fall sind es Basilikum, Möhren, Salate, Zwiebeln und Mangold auf insgesamt 9 Hektar.

Ein weiteres Ziel war der ökologisch arbeitende Betrieb PMP, wo Möhren- und Mangoldsaatgut in Zusammenarbeit mit Sativa Rheinau produziert wird.

„Eine sehr faszinierende Detailarbeit haben wir da sehen können,“ erzählt Sascha Suler beeindruckt. „Eine Züchtung nach ökologischen Maßstäben ist zeitaufwendig und erfordert viel Kleinarbeit: einsäen, ernten, analysieren, auslesen, wieder einsäen und das immer wieder, wenn es eine neue, samenfeste Sorte werden soll. Mindestens 10 Jahre braucht es, um eine solche samenfeste Sorte zu entwickeln,“ schließt Sascha Suler ab.

Auch BioTropic hat sich eingesetzt und drei Bio-Produzenten gefunden, mit denen BioTropic bereits langjährig zusammenarbeitet. Sie haben sich bereit erklärt, die biologische Züchtung von Sativa Rheinau mit dem Anbau von Brokkoli und Kohlrabi auf eigenem Boden zu unterstützen. Wir werden über den weiteren Fortgang berichten.

Unter dem Label „Bioverita“ werden die Produkte aus der Biozüchtung angeboten. Sie sind von besonderer Qualität, denn das zugrunde liegende biologisch gezüchtete Saatgut ist von Anfang an auf biologischem Boden gewachsen und für die biologische Wirtschaftsweise entwickelt.

Mehr Infos finden Sie hier:
Sativa Rheinau AG


Text: Visnja Malesic
Bilder: Markus Johann von Bioverita
Stand: August 2016

Tags: Italien, Sascha Suler, Doris Thewes, Mauro Finotti, Schweiz, Sativa Rheinau AG, Bingenheimer Saatgut, Andree Mols, Basilikum, Möhren, Salate, Zwiebeln, Mangold, Bioverita, Brokkoli, Kohlrabi

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